Ich hab schon Schweine schwimme sehen! Also fast zumindest. Aber ganz von vorne: Heute plaudere ich mal laut heraus, wohin ich gerne ausfliege, wenn mir das in Kiel am Nil zu viel Möwentheater ist. Dann nämlich schwirr ich ab zur Arche Warder. Das ist einer der ungewöhnlichsten und schönsten Tierparks weit und breit. Denn dort erwarten dich auf einem riesigen, weitläufigen Gelände mit unzähligen Wiesen, Weiden, Wegen und Tümpeln ganz besonders seltene Tiere.
Geht es um Tiere, die vom Aussterben bedroht sind, denkst du vielleicht zuerst an beeindruckende Lebewesen aus der Ferne wie Blauwale, Nashörner oder Riesenschildkröten. Eher selten aber kommen einem dabei so scheinbar normale Tiere wie Rinder oder Schweine in den Sinn. Genau um solche aber geht es in der Arche Warder – um sogenannte Nutztierrassen, die super selten oder sogar vom Aussterben bedroht sind und deshalb geschützt werden.
Jetzt fragst du dich vielleicht: „Hä, Momentchen mal, seit wann sind denn bitte Schweine vom Aussterben bedroht?“ Dazu musst du wissen, dass es ja nicht nur EINE Schweineart auf der Welt gibt, sondern viele verschiedene Schweinerassen. Es gibt also einen Überbegriff für eine Tierart, also zum Beispiel „Schwein“, darunter aber fallen wahnsinnig viele verschiedene Schweine-Rassen. Bleiben wir bei unseren Grunz-Kollegen, den Schweinen: In der Arche Warder findest du elf verschiedene Schweinerassen – vom dunkel-hell gestreiften Angler Sattelschwein bis zum schwarz gefleckten dänischen Sortbroget Schwein.
Sie alle stammen gaaanz ursprünglich vom Wildschwein. Wie das geht? Vor tausenden Jahren kamen die Menschen an und begannen, Wildschweine und andere wilde Tiere wie Wölfe oder Wildpferde zu Haus- und Nutztieren zu züchten (Leute, die schlau reden wollen sagen zu diesem Vorgang „domestizieren“). Auf diese Weise entstanden über die Jahrtausende weg aus ursprünglich nur 14 wilden Tierarten weit über 6000 verschiedene Rassen! In Warder kannst du 86 verschiedene Haus- und Nutztierrassen sowie sieben Wildtierarten (wie zum Beispiel Wildschweine) entdecken. Insgesamt wohnen, schlafen, fressen, sonnen, suhlen, grasen und matschen über 1200 Schafe, Schweine, Pferde, Ziegen, Esel, Hühner , Rinder, Enten, Gänse, Puten und ein paar andere Kleintiere auf dem Gelände der Arche Warder.
Warum aber sind diese Tiere nun vom Aussterben bedroht? Also erst (so vor tausenden von Jahren) haben die Menschen die wilden Tiere ja nach Hause geholt. So nach dem Motto „Komm rinn in die Bude, machs dir gemütlich und uns alle satt!“ Dann wurden es immer mehr Rassen. Irgendwann erkannte man aber, dass einige Tiere nützlicher, stärker, netter, leckerer… als andere waren. Auf diese „besseren Tiere“ haben sich die Menschen dann konzentriert. Die anderen wiederum wurden vom herbei gezüchteten Nutztier allmählich wieder zum eher nutzlosen Tier. So quasi, nach dem Beginner-Motto „Geh bitte, sag niemand dass du hier warst“ kümmerte man sich nicht mehr um ihre Rasse und ihren Erhalt und schwups waren es nur noch ganz wenige dieser Art.
Die Wissenschaftler, Tierpfleger-, Freunde und Naturschützer der Arche Warder aber sagen: „Nein, es ist wichtig, dass ihr bleibt. Es lebe die Vielfalt!“ Mit „ihr“ meinen sie unter anderem so coole Geschöpfe wie die teddyplüsch-ohrigen Poitou-Esel, die Bentheimer Landschafe, weiße Wattewolken auf vier Beinen, oder die schwimmenden Turopolje Schweine. Ja, du liest richtig: schwimmende Schweine! Nur… tatsächlich können diese Schweine nicht nur schwimmen, sondern auch tauchen. Aber: Jetzt mal unter uns Rumnöl-Möwen: Die Turopoljes scheinen auch ordentlich faul zu sein, denn IMMER wenn ich da bin, liegen sie am Rand ihres Tümpels und dösen im Matsch! Nächste mal nehme ich die einfach mit an den Strand, vielleicht stehen sie ja auf die Ostseewellen. Ich will schließlich endlich Schweine schwimmen sehen!
Seit vierzehn Jahren gibt es die Arche Warder nun. Neben ihren geschichtsträchtigen Bewohnern gibts dort ürbigens auch eine Spiel-Arche, und Hütten und Ferienwohnungen zum Übernachten. Zusätzlich zu den tierischen Themenbereichen wie dem Eselweg oder dem Schweineland kannst du auch eine Steinzeitsiedlung erobern und sehen, wie die ersten Bauern gelebt haben.
PS: „Ey ich bin Detektiv, warum sind da Blätter an den Bäumen?“ „Die Artikel Bilder entstanden haben wir bei unseren Besuchen im regnerischen August und sonnigen November 2016 geknippst. Knipps!
Arche Warder
Zentrum für alte Haus- und Nutztierrassen e.V.
Langwedeler Weg 11
24646 Warder